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Helen
Wellmann

  • Instagram - Weiß Kreis

Mein bisheriger Karriereweg war alles andere als gerade. Nach dem Master versuchte ich mich erfolglos als Hersteller von „Cotton Made in Africa“, dann ergatterte ich einen schlecht bezahlten Job als erster Mitarbeiter bei einem Startup in der Wachstumsphase in Hamburg. Mit Herzblut baute ich das Online Marketing dort auf, und wurde nach einigen Monaten gefeuert, weil die nächste Finanzierungsrunde auf der Kippe stand und dem Startup das Geld auszugehen drohte. Privat hingegen lief es ganz prächtig, denn ich lernte meinen heutigen Mann kennen und lieben.  Im Anschluss war ich als Senior wiederum in einem Startup. Zwischenzeitlich hatte ich die Nase von Startups schon voll, aber ich hatte keine Alternative, also nahm ich den Job an. Auch hier war das Glück endlich, denn das Unternehmen schlitterte in die Insolvenz (Es war aber nicht meine Schuld J). Der Käufer des Unternehmens übernahm uns Mitarbeiter und ich war wieder mit vollem Elan dabei. 

Dann merkte ich, dass das wieder der gleiche Käse in grün war, und mein Mann und ich beschlossen, die Familienplanung von „ich möchte gerne mindestens zwei Jahre als Head of Marketing gearbeitet haben“ auf „Jetzt“ vorgezogen haben. Und es klappte auch „Jetzt“.

 

Sechs Wochen später war ich schwanger und damit total überfordert. In der Schwangerschaft war mir häufig sehr schlecht und ein Baby zu haben, erschien mir mehr als abstrakt. Luisa hieß im Bauch am Anfang liebevoll Ufo aufgrund der Ähnlichkeit auf dem Ultraschall. Als sie nach 28 (!) schmerzvollen Stunden auf die Welt kam, konnte ich die ganze erste Nacht vor Aufregung und Glück nicht schlafen, und habe sie nur angeschaut.

 

Aber „nur“ Mama sein war mir auf Dauer zu langweilig. Ich denke ja nicht anders, nur weil ich jetzt ein kleines Schätzchen auf der Welt habe. Ich ließ mich hinreißen, mit einem ehemaligen Chef gemeinsam eine Plattform aufzubauen. Ein Freund empfahl mich weiter, und schwupps hatte ich meine ersten beiden Kunden.

 

Ich erinnerte mich an mein Studenten-Ich, dass sich nie vorstellen wollte, acht Stunden in einem schwitzigen Büro abzusitzen, die Erlaubnis von jemandem einzuholen, wann man nach Hause darf, oder wann man in den Urlaub darf, oder was man in seiner Freizeit machen darf (weder sich total wegschütten, noch einen Zweitjob!). Ich konnte es kaum erwarten, volljährig zu sein und damit selbst über mich entscheiden zu können, da sollte ich mich nach meinem Studium wieder in eine Unmündigkeit begeben? Das schien mir nicht unbedingt erstrebenswert. Ich erinnerte mich: Ich wollte immer schon für mich selbst arbeiten.

 

Dankenswerterweise unterstützte mich mein Mann mit meinen Selbstständigkeitsplänen.

Es ist alles gut angelaufen, muss man ehrlich sagen, wobei ich auch ein sinnvolles Produkt/ Dienstleistung anbiete. Digitale Vermarktung und Suchmaschinenoptimierung ist eine gute Sache, die sofort durch mehr Sichtbarkeit im Netz mehr Umsatz liefert und gleichzeitig Geld einspart. Ich brenne dafür und bin darin auch gut, weil ich 10 Jahre Erfahrung habe und ein schlauer Fuchs bin. Ich bin sehr glücklich damit.

 

Ich stellte fest, dass ich als BusinessMom eher eine Seltenheit bin. Entweder gibt es die ultraharten Damen, die Eve120 rauchen, Augenringe haben und schlechtsitzende Kostüme tragen. Oder es gibt die Muttis, die keine Gesprächsthemen haben außer den Nachwuchs. Fand ich beides blöd.

Dann bin ich durch Zufall auf eine Gruppe gestoßen, die es in der Form nicht mehr gibt: Selbstständige Mütter, die in regelmäßigen Abständen sich getroffen haben zum Netzwerken und Austausch. Dort habe ich Susi Leyck und Cornelia Paul getroffen. Zwei Wahnsinnsfrauen. Bereits früher hatte ich Begegnungen mit Frauen, die mich energetisch aufgeladen haben (häufig wird man eher ausgesogen), und mit den beiden hatte ich das Gefühl wieder. Ich fühlte noch mehr Power und hatte Gleichgesinnte gefunden.
 

Ich freute mich auf die Treffen, die mir Austausch gaben und Inspiration. Doch dann gab es keine Treffen mehr. So viele Frauen waren darüber traurig. Im Gespräch mit Tanja und Karo wurde klar: Dann machen wir das einfach selbst, wir sind ja Unternehmerinnen und nicht Unterlasserinnen! Ich brenne für diese Idee, mit den Beiden Andere (und auch uns) zu inspirieren, mentale Stütze zu sein und ein weitreichendes Netzwerk zu bieten, das unterstützt!

 

Denn es ist Fakt, dass arbeitende Mütter, egal ob selbstständig oder als Angestellte, wahnsinnig hart arbeiten (ich würde mich hinreißen lassen, zu behaupten, härter als viele andere), und dabei genügsamer, unsicherer, wesentlich weniger selbstbewusst sind als die anderen. Und das ist nicht gerecht.!


Dafür möchte ich einstehen und kämpfen.

 

Lasst uns dazu beitragen, dass keine Mutter mehr sich schlecht fühlt, wenn sie pünktlich, nachdem sie alles 100% erledigt hat, das Büro verlässt, um ihr Kind aus der Kita zu holen, wieder mit schlechtem Gewissen, dass das Kind so lange in der Kita ist. Lasst uns Teilzeitmüttern zeigen, dass es noch etwas Anderes gibt, als zwischen beiden Welten zu hüpfen mit doppelt schlechtem Gewissen und weniger Einkommen. Oder vielleicht gibt es auch gelebte attraktive – moderne – Modelle in einer Anstellung, die für die ein oder andere Unternehmermutter erstrebenswerter ist, als die momentane Selbstständigkeit.

 

Lasst uns einander gegenseitig stärken, und unser Leben an unseren Bedürfnissen orientieren und nicht umgekehrt. Und lasst uns dafür sorgen, dass wir uns dafür nicht mehr rechtfertigen müssen. Jetzt. 

 

 

Viele Grüße,

Helen 

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